[Artikel aus der SüdPost N° 7]
„Hinter uns tanzten SoldatInnen zu lauter Bollywoodmusik vor jubelndem Publikum, vor uns auf der Straße wimmelte es vor lauter tanzenden InderInnen.“
Beschrieben wird hier keine Filmszene, sondern ein Schauspiel, von dem Paula Röhwer in ihrer letzten E-Mail berichtet. Im Januar habe ich das erste Mal von Paulas Zeit in Indien berichtet. Sie ist mit dem Freiwilligendienst „weltwärts“ von Nordsachsen nach Ahmedabad gereist, um sich im Centre for Environment Education (CEE) für ökologische und soziale Arbeit zu engagieren. Seit August letzten Jahres beteilige ich mich an der Förderung von Paulas Auslandsaufenthalt.
Vor einigen Wochen erhielt ich ihre letzte Mail aus Indien und möchte die geschilderten Erlebnisse mit Ihnen teilen.
Während sich hier in Deutschland beschwert wird über zu warmes oder zu kaltes Sommerwetter, schwärm Paula nach 8 Monaten ohne einen Regentropfen von dem endlich eingetroffenen Monsun, welcher ihr den Eindruck vermittelt, die ganze Welt würde zu neuem Leben erwachen.
Paula berichtet größtenteils von ihrem Urlaub im Himalaya. Ein Urlaub in dem sie von Ort zu Ort reist (meist mit eher abenteuerlichen Reisemitteln), sich dort spontan Unterkünfte sucht und viel wandert. Sie machte Halt in Kasol, einem israelisch geprägten Ort, der an zwei Gebirgsflüssen liegt, Vashisht, wo sie viele Tempel besucht hat und Mcleodganj, der tibetischen Exilhauptstadt. Dort traf sie auf buddhistische Mönche, und befasste sich mit der tibetischen Geschichte. Paula beschreibt, dass sie vor allem der Kampf Friedlicher Protest gegen Gewalt nachdenklich gestimmt, hat. Ein Kampf, der auch heute weltweit immer wieder bestritten wird.
Am meisten beeindrucken mich ihre Erzählungen vom Goldenen Tempel in Amritsar. Dort bekommen Pilger kostenlos Essen von freiwilligen Helfern, die dem Grundsatz des Sikhismus folgen, wonach jeder freiwillige Dienste an der Gesellschaft leisten solle. Eine erstrebenswerte Einstellung meiner Meinung nach.
Am letzten Abend ihres Urlaubs erlebte Paula das eingangs beschriebene Schauspiel. Sie fuhr an die Grenze zu Pakistan, wo regelmäßig eine abendliche Grenzschließungszeremonie, auch „Muskelspiel“ genannt, stattfindet. Soldaten beider Länder zeigen dort einstudierte Choreogrfien. Der Kampfesgeist und Stolz der Nationen, der dabei zum Ausdruck kommt, sorgt angesichts eines freien Europas ohne Grenzen, in dem wir leben, bei mir für gemischte Gefühle. Nichtdestotrotz wecken Paulas Berichte erneut Reiselust und Neugier und Appetit auf Chai Tee – denn was für mich der Kaffee scheint für Paula der Chai zu sein.